18. Apr, 2024
ZWISCHEN ZWEI STÜHLEN
Wie in einer endlosen Wäschetrommel sitzend, lasse ich mich vom Schleudergang mitreißen. Und gleichzeitig frage ich mich – bin ich es, die auf den Knopf drückt?
… „Schleudern“ …
What a … chaos …!!!
Eine leise, wissende Stimme lädt mich ein, Platz zu nehmen.
Doch wo? Wo ist mein Platz? Gibt es ihn überhaupt?
Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, als ich an ein Spiel meiner Kindheit denke – die Reise nach Jerusalem.
Ein Kreis aus Stühlen. Musik, die spielt. Füße, die sich im Takt bewegen, suchende Blicke. Die Musik stoppt. Ein Stuhl weniger. Einer bleibt stehen. Runde um Runde, bis nur noch einer übrig ist. Ein Sieger. Viele Verlierer.
Mein Lächeln schwindet.
Warum spielen wir Spiele, in denen der Verlust eines anderen unseren eigenen Gewinn bedeutet?
Ich erinnere mich, wie schwer es mir fiel, einen Stuhl nur für mich zu beanspruchen. Ich spürte die Enttäuschung der anderen. Doch auch den Ehrgeiz, den Kampfgeist, die Selbstbesessenheit.
Ich war die, die sich mit jemandem den Stuhl teilte – auf der Kante sitzend, nicht ganz dabei, aber auch nicht draußen. Halb im Spiel, halb aus dem Spiel gefallen.
Nicht aus Schwäche. Nicht aus Mut. Sondern aus der Angst vor dem, was es bedeuten würde, meinen Platz ganzeinzunehmen.
War ich die Gewinnerin? Die Verliererin? Oder beides?
Vielleicht ist es genau das, was uns zurückhält – die Angst, unseren Platz einzunehmen. Weil wir glauben, dass es immer ein entweder – oder geben muss. Gewinner oder Verlierer. Sieg oder Niederlage.
Aber was, wenn es nie um den Stuhl ging?
Was, wenn es nur um das Spiel selbst ging?

Nadja Rohrmoser
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Österreich
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